Das Coronavirus hat die weltweite Wirtschaft in den letzten Monaten stark geschwächt. Experten gehen von einem Einbruch der deutschen Wirtschaft zwischen 4,7 und 6,2% im Jahr 2020 aus. Vorausgesetzt, die Wirtschaft bleibt auf dem Kurs der Besserung. Der Wirtschaftseinbruch betrifft dabei nahezu jede Branche. Viele Menschen sind nach wie vor in Kurzarbeit, viele haben sogar ihren Job verloren. Viele Unternehmen stellen Neueinstellungen aus Sorge um die Zukunft zurück. Diese Tatsache trifft wiederum die Headhunter stark. Aufträge brechen weg und neue Mandate sind seltener geworden. Warum die Coronakrise aber nicht nur negative Folgen für die Headhuntingbranche mit sich bringt, erklären wir hier.

Erster Schock im März und April – nicht nur für Headhunter

Durch die Präventionsmaßnahmen standen viele Unternehmen im März und April erst einmal unter Schock. Sowohl Fach- als auch Führungskräfte mussten sich sofern möglich im Homeoffice einrichten, was zu Beginn eine große Herausforderung darstellte. Die Infrastruktur war in vielen Unternehmen schlicht gar nicht vorhanden und musste erst eingerichtet werden. Meist wurden zusätzlich alle nicht zwingend notwendigen Ausgaben eingestellt, allen voran die Einstellung von neuen Mitarbeitern.

Entsprechend schwierig wurde die Situation auch für Headhunter. Während Anfang des Jahres noch reichlich Aufträge in der Pipeline lagen, kamen in den nächsten Monaten keine oder nur wenige Mandate nach. Die Folge waren Umsatzeinbrüche und große Unsicherheit um die eigene berufliche Zukunft. Laut einer Umfrage des Bundesbverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) sind besonders kleine Consultingunternehmen betroffen. Im Schnitt brach jeder achte Auftrag weg. Gleichzeitig mussten die Firmen sich auch in dieser Branche im Homeoffice einrichten, um ihrer Arbeit weiter nachgehen zu können.

Vorsichtiges Aufatmen in der Wirtschaft

Nach dem ersten Schock konnten viele Unternehmen im Sommer wieder etwas aufatmen. Nicht nur, weil die präventiven Maßnahmen wieder zurückgefahren wurden, sondern auch, weil langsam, aber sicher eine Routine in der Arbeit im Homeoffice einkehren konnte. In Folge dessen wurde auch wieder mehr neues Personal gesucht. Diese Entwicklung kommt natürlich auch bei den Headhuntern an. Es gibt wieder eine höhere Nachfrage nach Fach- und Führungskräften – sowohl in stark eingebrochenen Branchen wie der Automobilbranche oder der im Maschinenbau, als auch in weniger betroffenen Branchen wie der IT. Die Einbrüche waren zwar immens, aber die Unternehmen arrangieren sich mit den neuen Gegebenheiten und kehren langsam wieder zu ihren alten Recruitingprozessen zurück.

Trotz schwieriger Lage: Positive Folgen der Coronakrise für das Headhunting

Auch wenn es eher unwahrscheinlich erscheint: Die Coronakrise bringt durchaus auch positive Folgen für das Headhunting mit sich. Besonders die langsam vorangehenden Entwicklungen in der Digitalisierung wurden in den letzten Monaten deutlich beschleunigt. Davon profitieren Headhunter nicht nur während der Direktansprache der Kandidaten, sondern auch als Benefit zur Überzeugung im Gespräch.

Flexibilität durch Homeoffice

Viele Unternehmen wurden durch die Coronakrise gezwungen, sich auf die Möglichkeit zum Homeoffice für ihre Mitarbeiter einzulassen. Die Skepsis, die lange dazu führte, dass nur wenige Arbeitnehmer in Deutschland regelmäßig die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice hatte, war kein Argument mehr. Schließlich hat sich in den letzten Monaten herausgestellt: Homeoffice funktioniert. Mehr als die Hälfte derjenigen, die jetzt regelmäßig im Homeoffice arbeiten, gibt bei einer Studie der DAK sogar an, zu Hause produktiver zu sein als im Büro. Auch weniger Stress wird als positive Auswirkung genannt.

Headhunter profitieren von Mitarbeitern im Homeoffice insofern, dass Kandidaten bei Direktansprachen besser erreichbar sind als noch vor ein paar Monaten. Außerdem: Wer im Homeoffice arbeitet, kann frei sprechen und muss sich nicht vor neugierigen Kollegen oder dem Chef verstecken, wenn ein Anruf vom Headhunter kommt. Für Headhunter erleichtert das die Arbeit stark und Prozesse können so beschleunigt werden.

Die Erprobung der Arbeit im Homeoffice hat einen weiteren Vorteil für Headhunter. Immer mehr Arbeitgeber sind bereit, ihren Mitarbeitern die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Diese Tatsache kann als Benefit zur Überzeugung von Kandidaten verwendet werden. Umzüge können so vermieden werden und Kandidaten, die theoretisch täglich weite Strecken pendeln müssten, sind offener für weitere Gespräche.

Digitalisierung

Auch die Digitalisierung im Allgemeinen hat in den letzten Monaten verhältnismäßig weite Sprünge gemacht. Im Recruiting ist die Akzeptanz von Videointerviews stark angestiegen, da der Publikumsverkehr und damit das Risiko schlicht zu hoch ist, wenn alle Bewerber nach wie vor für ein erstes Vorstellungsgespräch ins Unternehmen kommen müssen.

Headhunter profitieren von dieser Entwicklung massiv, da auch Erstinterviews, die sonst immer persönlich stattgefunden haben, jetzt digital stattfinden können. Die langwierige Terminvereinbarung, Reisebuchungen und die dazugehörigen Kosten entfallen durch die Digitalisierung des Prozesses. In der nächsten Runde können die Gespräche dann persönlich stattfinden. In dieser Runde befinden sich jedoch auch wesentlich weniger Kandidaten, sodass das Risiko minimiert wird.

War for Talents

Für Bewerber eine negative Folge der Coronakrise; für Headhunter jedoch eine positive: Der War for Talents ist in einigen Branchen deutlich schwächer geworden. Da einige Arbeitnehmer ihren Job in Folge der Krise verloren haben, stehen jetzt wieder mehr Bewerber dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Dementsprechend müssen die Arbeitgeber nicht mehr so viele Benefits wie noch vor einem Jahr bieten, um einen Kandidaten zu überzeugen. Da die Bedeutung der Employer Brand jedoch nachhaltig gestiegen ist, haben viele Unternehmen in den letzten Jahren schon positive Entwicklungen hinter sich gebracht, die weiterhin positiv auf die Bewerber und Interessenten wirken.

Die Krise als Chance

Die Coronakrise hat das Headhunting und die gesamte Wirtschaft erschüttert. Dennoch plädieren wir dafür, den Kopf nicht sinnbildlich in den Sand zu stecken, sondern die Krise so gut wie möglich als Chance zu sehen. Denn die schnellen Fortschritte in der Digitalisierung kommen nicht nur Headhuntern zugute, sondern auch den Industrien wie Chemie und Stahl. Digitale Arbeitsschritte beschleunigen Prozesse und sorgen für mehr Effizienz. Da viele Arbeitgeber in den letzten Monaten deutlich offener für alternative Arbeitsformen geworden sind, profitieren auch die Arbeitnehmer. Homeoffice oder mobiles Arbeiten sorgt bei vielen für eine höhere Lebensqualität und mehr Zufriedenheit im Job. Und davon profitiert schließlich die gesamte Wirtschaft.