Erneuerbare Energien sind seit Jahren weltweit auf dem Vormarsch. Allein aus Gründen des Umweltschutzes und der Zukunftsfähigkeit scheint der Umstieg auf erneuerbare Energien sinnvoll. Dennoch schrecken viele Unternehmen in Deutschland nach wie vor aus Kostengründen vor der Investition in erneuerbare Energien zurück. Schauen wir einige Jahre in die Vergangenheit, ist diese Einstellung durchaus nachvollziehbar. Jedoch hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Energiemarkt getan. Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien schlagen fossile Energien aus Kostensicht zunehmend. Wir möchten einen genaueren Blick auf die Entwicklungen werfen.

Erneuerbare oder fossile Energie: die finanzielle Lage

Fossile Energien werden teurer und grundsätzlich unattraktiver. Nicht nur aus Umwelt-, sondern auch aus finanziellen Gründen. Wir sprechen hier zunächst von den Vollkosten der fossilen und erneuerbaren Energien, da die langfristigen externen Kosten durchaus eine wichtige Rolle in der Situation der fossilen Energien spielen. Die Kosten für den Endverbraucher sind nach wie vor im Bereich der fossilen Energien ein wenig günstiger als erneuerbare Energie. Die Gesamtkosten für die Gesellschaft steigen jedoch deutlich. Laut einer Kurzanalyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), die von Greenpeace Energy beauftragt wurde, ist erneuerbare Energie bereits deutlich günstiger als fossile. Eine Kilowattstunde aus Solar- oder Windenergie kostet der Analyse zufolge 7,5Ct/kWh, die gleiche Menge aus bestehenden Kohle- und Gaskraftwerken liegt im Mittel hingegen schon bei 17,2Ct/kWh.

Die reinen Stromgestehungskosten – darunter versteht man die Kosten, die für die Energieumwandlung in elektrischen Strom notwendig sind – liegen besonders bei Offshore-Windanlagen und Biogas noch höher als die fossiler Energien. Laut einer Studie von Fraunhofer aus dem Jahr 2018 liegen die Kosten für Offshore Windenergie bei etwa 7,5 und 13,5 Cent pro kWh, für Biogas sogar bei ca. 10 bis 15 Cent pro kWh. Am günstigsten sind die Stromgestehungskosten für freistehende Photovoltaikanlagen mit ca. 4 bis 7 Cent pro kWh, gefolgt von Braunkohle mit ca 5 bis 8 Cent pro kWh. Besonders bei der Stromgewinnung aus Gas können die Kosten jedoch kaum mit den Erneuerbaren mithalten. Zwischen ca. 11 und 22 Cent pro kWh können hier die Stromgestehungskosten liegen.

Warum die Vollkosten fossiler Energien zunehmend teurer werden

Die Vollkosten konventioneller Energien bestehen nicht ausschließlich aus den Produktionskosten und den Kosten für Nutzung und Instandhaltung der Anlagen. Vielmehr werden heute auch externe Kosten hinzugerechnet. Diese Kosten sind nicht im Preis beinhaltet und lassen sich nur schwer vorhersagen. Denn bei den externen Kosten handelt es sich um Kosten für die Gesellschaft, die zu späteren Zeitpunkten gezahlt werden müssen – unter anderem staatliche Förderungen und Folgekosten, die durch Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden entstehen. Aus Verbrauchersicht lässt sich darüber streiten, inwiefern diese Berechnung der Kosten relevant ist. Aus klimapolitischer Sicht hingegen scheint es durchaus sinnvoll, die externen Kosten fossiler Energien zu betrachten.

Die Kosten erneuerbarer Energien sinken massiv

Erneuerbare Energien sind ein vergleichsweise neues Forschungsgebiet. Entsprechend schnell sind neue technische Entwicklungen sichtbar, die einen großen Einfluss auf die Gesamtkosten erneuerbarer Energieanalagen haben. So sind in den letzten zehn Jahren die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energieanlagen wie Wind- oder Solaranlagen besonders stark gesunken. Gründe dafür sind die wachsende Erfahrung in der Projektentwicklung, neue und optimierte Technologien, Lieferketten, die deutlich wettbewerbsfähiger sind, sowie Skaleneffekte. Die Stromgestehungskosten sind in allen Bereichen der erneuerbaren Energien gesunken.

  • Offshore-Windenergie: Reduktion der Kosten um 29%
  • Onshore-Windenergie: Reduktion der Kosten um 39%
  • Solarthermische Kraftwerke: Reduktion der Kosten um 47%
  • Photovoltaik: Reduktion der Kosten um 82%

Neue Stromlieferverträge und Auktionen zeigen, dass Projektpreise und Inbetriebnahme erneuerbarer Energien auch im Jahr 2020 und vermutlich auch in den folgenden Jahren weiter sinken werden. Das sorgt dafür, dass Erneuerbare an Attraktivität gewinnen, während fossile Energien stetig unattraktiver werden.

Erneuerbare Energien werden attraktiver – die Bedeutung für den Arbeitsmarkt

Die Energiewende ist deutschland- und weltweit in vollem Gange. Besonders der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor steigt seit Jahren deutlich. Aber auch im Bereich Wärme und Verkehr sind langsam Anstiege zu verzeichnen. Zudem hat sich das Bewusstsein der Gesellschaft gewandelt. Das Umweltbewusstsein ist gestiegen, immer mehr Verbraucher und auch Firmen steigen auf die Nutzung erneuerbarer Energien für Strom und Wärme um. Für den Arbeitsmarkt hat das zur Folge, dass im Bereich der fossilen Energien immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden, während die erneuerbaren Energien neue Spezialisten suchen. Die Weiterentwicklung neuer Technologien und Prozesse in der Energiewirtschaftsteht weit oben auf der Prioritätenliste. So können sowohl die Vollkosten als auch die Preise für den Endverbraucher nachhaltig gesenkt werden. Dennoch ist klar: auf den Einsatz fossiler Energien können wir (noch) nicht verzichten.