Künstliche Intelligenz wird im Recruiting bereits in ersten Formen eingesetzt. Es handelt sich hier jedoch größtenteils um automatisierte Systeme als um echte künstliche Intelligenz, die autonom handeln kann. Häufige Einsatzbereiche sind die Erstauswahl der Bewerber bei einer hohen Zahl an Bewerbungen oder das Screening von Netzwerken und Datenbanken nach geeigneten Kandidaten. Müssen Recruiter und Headhunter sich jetzt Sorgen um ihre Jobs machen? Werden Menschen in der Personalauswahl bald durch künstliche Intelligenz ersetzt? Und wie stehen Bewerber überhaupt zu solchen Systemen? Wir geben Aufschluss darüber.

Was genau ist künstliche Intelligenz?

Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was künstliche Intelligenz ist, bevor man sich mit potenziellen Einsatzgebieten beschäftigen kann. Künstliche Intelligenz (KI, Englisch: Artificial Intelligence (AI)) ist ein Teilgebiet der Informatik. Hier werden computerbasierte Systeme so programmiert, dass sie menschliches Verhalten imitieren und sich im Optimalfall selbstständig wie Menschen verhalten. Es gibt bereits zahlreiche Einsatzgebiete für KI. Neben dem privaten Bereich (beispielsweise durch Siri oder Alexa) werden KI-Systeme auch in der Gesundheit, der Bildung, der Industrie oder eben auch im Recruiting und Headhunting eingesetzt. Die Systeme lernen stetig dazu und werden verändert, sodass KI dauerhaft im Wandel ist. Die Entwicklung hängt stark mit der Erforschung des menschlichen Gehirns zusammen. Neue Entdeckungen aus der Psychologie und Neurologie beeinflussen die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz.

Aktuelle Einsatzgebiete von KI im Recruiting

Künstliche Intelligenz kann – zumindest in ersten Formen – in folgenden Bereichen unterstützend tätig sein:

  • Ermittlung von Personalbedarf: Anhand früherer Daten ist es KI-Systemen möglich, den aktuellen und an die Jahreszeit oder an die Verkaufszahlen angepassten Personalbedarf zu ermitteln. Diese Systeme lernen aus Datensätzen aus der Vergangenheit.
  • Erstellung von Anforderungsprofilen: Anhand früherer Anforderungsprofile oder Profilen von ehemaligen Mitarbeitern können KI-Systeme ein an alle Aufgaben angepasstes Anforderungsprofil erstellen.
  • Active Sourcing: Die Suche und Ansprache geeigneter Kandidaten lässt sich zumindest teilweise an KI-Systeme übergeben.
  • Vorselektion: Durch vorgegebene Kriterien können eingehende Bewerbungen eingegrenzt und vorselektiert werden, sodass ungeeignete Kandidaten erst gar nicht auf dem Tisch des Recruiters landen.
  • Analysen: Bei Assessment Centern und Interviews können KI-Systeme Unterstützung bei der Analyse der Gespräche leisten.

In einigen Bereichen sorgt KI bereits für gute Unterstützung in der Personalabteilung. Allerdings handelt es sich hier mehr um automatisierte Systeme als um eigenständige künstliche Intelligenz. Sehen wir uns das Beispiel spezieller E-Assessments an: Einige Assessments können mit Hilfe von KI automatisiert ausgewertet werden. Hier können aber nur solche Assessments durchgeführt und ausgewertet werden, die auch von der Software unterstützt werden. Das System lässt sich nicht auf jedes beliebige Assessment anwenden. Die künstliche Intelligenz ist also nur so intelligent wie ihre Programmierung.

Auch mit Chatbots sind beispielsweise keine echten Gespräche möglich. Die Bots werden zwar stetig weiterentwickelt und lernen mit der Zeit dazu, ein natürliches Gespräch können sie aber nicht führen. Stattdessen wird bei einem automatisierten Erstgespräch mit einem Chatbot ein vorher festgelegter Fragenkatalog abgearbeitet, der im Anschluss des Chats an den Recruiter zur Auswertung weitergegeben wird.

Künstliche Intelligenz ist im Recruiting außerdem eher für große Unternehmen und Konzerne von Nutzen, die regelmäßig eine Vielzahl an Bewerbungen bewältigen müssen. Ziel ist es schlussendlich, Verwaltungsaufgaben an die KI abzugeben, sodass Recruitern mehr Zeit für gestalterische Aufgaben bleibt und für solche, die persönliche Betreuung und Fingerspitzengefühl erfordern.

Besonders im Headhunting und der Executive Search ist die persönliche Betreuung ein wichtiger Bestandteil. Die Übernahme von Verwaltungsaufgaben durch KI bedeutet – sofern sie einwandfrei funktioniert – eine Arbeitserleichterung für Headhunter.

Ersetzt künstliche Intelligenz den Menschen?

Auch wenn es potenziell Möglichkeiten gibt, den Großteil der Aufgaben im Recruiting von künstlicher Intelligenz abdecken zu lassen, muss in nächster Zeit niemand um seinen Job bangen. Künstliche Intelligenz ist datenbasiert und -getrieben. Das bedeutet, sie versteht keine Emotionen, sondern nur Fakten und Daten.
In Interviews könnten somit keine Soft Skills oder der Cultural Fit des Bewerbers geprüft werden. Diese Punkte werden jedoch immer wichtiger für Bewerber und Unternehmen und können nicht aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten vernachlässigt werden. Aktuell gibt es technisch also noch keine Möglichkeit, den Menschen durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen.

Auch wenn niemand Angst um seinen Job haben muss, löst künstliche Intelligenz sowohl bei Personalern als auch bei Bewerbern aktuell eher Unbehagen als Vertrauen aus. Als Gründe dafür werden Fehleranfälligkeit, das Fehlen emotionaler Intelligenz und die fehlende Berücksichtigung der Unternehmenskultur angeführt. Teilweise fehlen auch die technologischen Voraussetzungen, um KI-Systeme integrieren zu können.

Auch die Ethik ist beim Thema KI ein Problem: am Ende muss immer noch der Mensch die endgültige Entscheidung treffen. KI soll keine eigenmächtigen Entscheidungen treffen können. Das sagen sowohl Arbeitgeber als auch Bewerber.

Außerdem: Vollautomatisiertes Recruiting ist aus datenschutzrechtlichen Gründen aktuell ohnehin nicht möglich. Die finale Entscheidung über eine Einstellung muss laut Gesetz immer beim Menschen liegen – und dafür gibt es natürlich gute Gründe.

Menschen stellen Menschen ein

Im Recruiting – besonders im Headhunting und in der Executive Search – ist die persönliche Betreuung von Kandidaten ein essenzieller Bestandteil. Auch das Matching mit dem neuen Arbeitgeber muss intensiv geprüft werden. Beides sind Punkte, die künstliche Intelligenz im Recruiting aktuell nicht bieten kann. Die Candidate Experience könnte sich somit außerdem verschlechtern und wir wissen, wie hoch die Wichtigkeit in den letzten Jahren geworden ist. Im Endeffekt müssen Menschen Menschen einstellen – nicht Roboter.