Die Preise für Strom und Gas sind in den letzten Monaten rapide gestiegen: Der Großhandelspreis für Gas stieg auf ein Allzeithoch und vervielfachte sich innerhalb weniger Monate. Auch der Strompreis erreichte mehrere Monate in Folge einen neuen Höchststand. Während viele Menschen im ersten Moment oft an die Privathaushalte denken, werden die Folgen für die Industrie und Wirtschaft im Allgemeinen oft erst später berücksichtigt. Gerade diese Bereiche sehen sich jedoch aktuell zusätzlich zu Problemen wie dem anhaltenden Chipmangel vor großen Herausforderungen. Sie müssen die gestiegenen Preise abfedern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir werfen einen Blick auf die Ursachen und Auswirkungen der Preissteigerungen: Ergeben sich infolgedessen auch Herausforderungen für Personalberater und Headhunter?

Explodierte Strom- und Gaspreise: Wie sind sie entstanden?

Für die rasant steigenden Gas- und Strompreise der letzten Monate gibt es mehr als nur einen Grund – ein konkreter Auslöser lässt sich nur schwierig festmachen. Vielmehr spielen mehrere Faktoren zusammen, die schlussendlich zur heutigen Situation führen:

Erholung der Wirtschaft nach 2020

Die Coronapandemie hat die weltweite Wirtschaft in die Knie gezwungen. Lieferketten wurden unterbrochen und konnten erst langsam wieder aufgebaut werden. Das Jahr 2021 war geprägt von der wirtschaftlichen Erholung nach dem Einbruch in 2020. Diese Erholung ging in vielen Bereichen jedoch schneller vonstatten als zunächst erwartet, sodass weltweit ein ungewöhnlich hoher Energiebedarf entstand.

CO2-Emmissionspreise

Zeitgleich ist die Entwicklung hin zur Klimaneutralität ein großes Thema – die Emissionspreise für CO2 wurden und werden weiter angehoben, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen. Da grüner Strom jedoch noch nicht ausreichend durch Wind- Sonnen- und Wasserenergie produziert werden kann, werden weitere Energiequellen benötigt.

An dieser Stelle kommen gleich mehrere Faktoren ins Spiel, die für eine erhöhte Nachfrage nach Gas sorgen: Die Energiegewinnung durch Kohlekraftwerke wird einerseits zunehmend unrentabel – unter anderem durch die steigende CO2-Bepreisung. Andererseits sieht sich Frankreich, das stark auf Atomkraft setzt, in einer schwierigen Lage, da zahlreiche Atomkraftwerke veraltet sind und gewartet werden müssen. Demnach ist die Stromproduktion im Land deutlich geringer als in anderen Jahren.

Abhängigkeit & politische Konflikte

Verschiedene Auslöser führen zur erhöhten Nachfrage nach Gas – allein dadurch steigen die Preise in logischer Schlussfolgerung. Zusätzlich dazu treiben jedoch auch politische Konflikte rund um die Gaspipeline Nord Stream 2 die Gaspreise in die Höhe. Da Deutschland über 50% des Erdgasbedarfs aus Russland abdeckt, besteht hier eine Abhängigkeit, die sich in der aktuellen Situation nur schwierig beenden lässt.

Wie beeinflussen diese Entwicklungen Unternehmen in Deutschland?

Nicht nur Privathaushalte, sondern vor allem auch Unternehmen leiden unter der rasanten Preissteigerung. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat unter etwa 600 deutschen Betrieben eine Umfrage durchgeführt und die Sorgen der Wirtschaft und Industrie thematisiert. Dabei hat sie einige besorgniserregende Ergebnisse hervorgebracht:

Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

Fast die Hälfte der befragten Unternehmen sorgt sich vor dem Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die Stromversorger in Deutschland rufen ohnehin bereits europaweit die höchsten Preise auf. Deutsche Unternehmen zahlen zum Beispiel doppelt so viel für ihren Strom wie Unternehmen in Frankreich. Gleichzeitig sieht sich besonders der Mittelstand in einer schwierigen Position: Unternehmen, die nicht vom europäischen Emissionshandel profitieren, werden durch die hohe CO2-Bepreisung in Deutschland auch für Gas stärker zur Kasse gebeten.

Rückstellung wichtiger Investitionen

Gleichzeitig sieht mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen sich durch die gestiegenen Strom- und Gaspreise dazu gezwungen, Zukunftsinvestitionen zurückzustellen. Darunter fallen vor allem die Investitionen in Maßnahmen zum Klimaschutz und in Kernprozesse – einige Unternehmen stellen sogar ihre Investitionen in Forschung und Innovationen zurück. Schlussendlich können diese Entwicklungen dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft sich langsamer weiterentwickelt und wichtige Innovationen verpasst werden.

Extreme Strom- und Gaspreise: Gibt es Auswirkungen auf die Personalbranche?

Unmittelbare Auswirkungen erleben Recruiter und Personalberater durch die Preisexplosion am Strom- und Gasmarkt nicht. Die Reaktionen der Unternehmen auf diese Entwicklungen sind jedoch zum Teil alarmierend: Die Sorge vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit verringert die Investitionsbereitschaft in neue Technologien und Entwicklungen. Daraus resultiert oft auch ein Zögern vor Investitionen in neues Personal – zahlreiche Firmen sehen sich in ihrer Existenz bedroht und fokussieren sich demnach zunächst darauf, ihre Umsätze zu stabilisieren. Gerade für die Energiebranche ergibt sich jedoch genau die gegenteilige Entwicklung: Um den Ursachen für die rasanten Preissteigerungen entgegenzuwirken, braucht es vor allem eines – den Ausbau der erneuerbaren Energien. Für diese Entwicklung sind nicht nur politische Maßnahmen nötig, sondern vor allem auch Fach- und Führungskräfte sowie Innovationstreiber. Es ist an Headhuntern und Personalberatern, diese Talente zu finden und sie so zu fordern und zu fördern, dass sie die Energiebranche weiter voranbringen.