Der weltweite Chipmangel ist seit Monaten in aller Munde. Die so wichtigen Mikrochips für die Herstellung von Elektronik für Autos, die Industrie, aber auch die Unterhaltungsbranche sind bei vielen Herstellern vergriffen und können erst mit deutlicher Verzögerung geliefert werden. Die Folge: Produktionsprozesse geraten ins Stocken, Produkte können nicht fertiggestellt werden, Kunden warten schlussendlich auf ihre Bestellungen. Das betrifft sowohl den B2B- als auch den B2C-Markt und hat verheerende Folgen für die Wirtschaft. Aber wie ist der Chipmangel überhaupt entstanden und welche Branchen sind besonders betroffen? Ergeben sich daraus auch Veränderungen für die Personalbranche und für Headhunter? Wir geben einen Überblick.
Welche Ursachen hat der weltweite Chipmangel?
Der Hauptgrund für den Chipmangel ist das Thema, das uns seit mehr als eineinhalb Jahren Tag für Tag beschäftigt – die Coronapandemie. Die Krise hat die Welt auf den Kopf gestellt und zahlreiche Unternehmen vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Sie hat in Deutschland eine Welle der Digitalisierung ausgelöst, gleichzeitig jedoch Lieferketten unterbrochen. So ergeben sich gleich mehrere Gründe für den Chipmangel:
Lockdowns
Erstes Problem waren die Lockdowns, die in zahlreichen Teilen der Welt verhängt wurden. Zum Teil wurde die Produktion heruntergefahren, zum Teil vollständig eingestellt, weil Unternehmen schließen mussten. Schließlich wurden Lieferketten unterbrochen und alles geriet ins Stocken. Zudem stellten viele Leiterkartenhersteller ihre Produktion von der Autoindustrie auf die Unterhaltungsindustrie um.
Schnelle Nachfrageerholung
Zu Beginn der Pandemie ist die Nachfrage nach Chips deutlich eingebrochen. Verbraucher stellten größere Käufe in den Hintergrund, da die Unsicherheiten zu groß waren. Infolgedessen wurden weniger Chips eingekauft und produziert. Die Nachfrage – insbesondere nach Autos – hat sich jedoch deutlich schneller erholt als Unternehmen und Experten erwartet hatten. So stieg die Nachfrage, das Angebot blieb jedoch gleich.
Digitalisierung
Ein weiterer Grund für die gesteigerte Nachfrage ist die Digitalisierung, die in Deutschland einen echten Schub bekommen hat. Digitale Angebote wurden aufgerüstet und zum Teil vollständig neu erschaffen. Hier geht es besonders um die Herstellung von Computern, Monitoren und weiterem Zubehör – Homeschooling und die Arbeit im Homeoffice haben den Bedarf an elektronischen Geräten deutlich erhöht.
Strategische Fehlplanungen
Gerade in der Autoindustrie kam es zusätzlich zu strategischen Fehlplanungen, die unabhängig von der Pandemie gemacht wurden. Schon seit längerem ist bekannt, dass Automatisierung im Bereich der Mobilität immer wichtiger wird. Immer mehr Elektronik wird in Fahrzeugen verbaut. Auch E-Autos, für die mehr Chips benötigt werden als für Verbrenner, werden zunehmend produziert. Gleichzeitig wurde jedoch der erhöhte Bedarf nicht strategisch mit den Halbleiterherstellern abgesprochen, sodass auch hier die Nachfrage höher ist als das Angebot.
Welche Folgen bringt der Chipmangel für die Autoindustrie mit sich?
Einen Teil der Folgen des Chipmangels bekommen besonders wir als Verbraucher gerade zu spüren: Alles wird teurer und es gibt lange Lieferzeiten. Was wir jedoch nicht direkt spüren, sind die Folgen für die Industrie – insbesondere für die Automobilbranche.
Umsatzeinbrüche
Laut Prognosen können im Jahr 2021 7,7 Millionen Fahrzeuge nicht produziert werden, was allein in der Automobilbranche zu einem Umsatzeinbruch von 210 Milliarden Dollar führt. Diese Einbrüche gilt es jetzt für die Firmen zu kompensieren – teils durch Preiserhöhungen, teils durch das Sparen von Personalkosten, etwa durch das Anmelden von Kurzarbeit, sofern ohnehin weniger Arbeit vorhanden ist.
Preissteigerungen
Auf der einen Seite müssen die Hersteller und Zulieferer ihre Umsatzeinbrüche kompensieren – auf der anderen Seite steigt durch eine hohe Nachfrage und geringes Angebot auch der Preis der Chips. Diese Preissteigerungen wirken sich schlussendlich auf den Verbraucher aus. Hier ist es wichtig, zu erwähnen, dass nicht nur die Autohersteller, sondern insbesondere auch ihre Zulieferer von den Problemen betroffen sind.
Weniger Arbeit – höhere Lieferzeiten
Sind die nötigen Chips in der Produktion nicht vorhanden, kann die Produktion nicht oder nur eingeschränkt arbeiten. Die Folge daraus: Mitarbeiter werden in Kurzarbeit geschickt, Lieferungen verzögern sich und somit steigen in allen weiteren Arbeitsschritten die Lieferzeiten.
Wie wird das Headhunting vom Chipmangel beeinflusst?
Auf den ersten Blick scheint der Chipmangel die Dienstleistungsbranche, in die sich auch Headhunter eingruppieren, nicht zu beeinflussen. Vielmehr sieht die Situation jedoch so aus: Die Einflüsse, die der Chipmangel auf die Industrie nimmt, werden nach und nach auch in die Personalbranche übertragen. Gerade in der Automobilbranche sind die Unsicherheiten aktuell groß. Wann können wieder genügend Chips geliefert werden, wann gibt es genügend Arbeit für neue Mitarbeiter in der Produktion? Die Projektierung jedoch läuft zurzeit auf Hochtouren. Hier werden Fragen beantwortet, welche Alternativlösungen es gibt, wie Lieferzeiten wieder gesenkt werden können.
Es braucht Planungsspezialisten, die sich sowohl mit der jeweiligen Industrie als auch mit der Thematik der Halbleiter auskennen – Berufsfelder verschmelzen somit immer mehr miteinander – Kenntnisse über den Fahrzeugbau reichen nicht mehr aus. Wissen über Elektronikkomponenten und die IT, die in den Fahrzeugen umgesetzt werden soll, ist nötig. Headhunter sehen sich durch den Chipmangel immer mehr in beratender und erfinderischer Funktion – Positionen müssen mit crossfunktionalen Spezialisten besetzt werden, branchenübergreifende Suchen nach Talenten werden mehr und mehr zur Normalität. Schlussendlich lässt sich sagen: Der Chipmangel hat in der gesamten Industrie – ob Automotive, Anlagenbau oder Unterhaltung – Veränderungen in Gang gesetzt, die nicht nur Verbraucher, sondern allen voran auch Unternehmen und unterstützende Headhunter zu spüren bekommen.