Die Industrie in Deutschland hat laut Angaben des Umweltbundesamts den zweitgrößten Anteil an den CO₂-Emissionen: mit 178 Mio. Tonnen im Jahr 2020 liegt sie noch deutlich vor dem Ausstoß des Verkehrs, jedoch deutlich hinter dem Ausstoß der Energiewirtschaft. Der größte Anteil der Industrie wiederum entfällt mit 37,9 Millionen Tonnen pro Jahr auf die Eisen- und Stahlindustrie. Auch ohne viele Zahlen ist klar: Dieser Ausstoß ist zu hoch, um die Klimaziele zu erreichen. Allein durch die Umstellung auf effizientere Prozesse und Rohstoffe lässt sich das Problem jedoch nicht lösen – es muss eine echte Alternative her. An dieser Stelle kommt Wasserstoff ins Spiel. Wir geben einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Stahl und Wasserstoff und geben eine Antwort darauf, welche Änderungen sich für die Personalbranche ergeben.
Was bedeutet überhaupt grüner Stahl?
Für die Produktion von Stahl – genauer gesagt für den Prozess der Eisenerzreduktion – werden in der Stahlindustrie nach wie vor hauptsächlich Kohle und Hochöfen eingesetzt. Schließlich ist die Energiegewinnung aus Kohle deutlich günstiger als der Umstieg auf klimafreundliche Technologien. Durch den politischen Druck, die Klimaziele zu erreichen und dementsprechend 30 % der CO₂-Emissionen bis 2030 einzusparen, werden jedoch neue Ansätze interessant. Grüner Stahl – also klimaneutraler Stahl – entsteht durch die Verwendung einer sogenannten Direktreduktionsanlage. Das Eisenerz wird mithilfe von Wasserstoff zu Eisenschwamm reduziert, auch DRI (direct reduced iron) genannt. Das DRI kann schließlich in einem Elektrolichtbogenofen weiterverarbeitet werden, sodass am Ende der Rohstahl entsteht. Der nötige Wasserstoff kann dabei mittels Elektrolyse aus grünem Strom gewonnen werden. Schlussendlich ist der Prozess klimaneutral – anders als der klassische Hochofenprozess.
Welche Vorteile bringt grüner Stahl und wer trägt die Kosten?
Der große Vorteil von grünem Stahl liegt unmittelbar auf der Hand: die Reduktion von CO2-Emissionen und damit ein großer Einflussfaktor für die Energiewende. Möchte Deutschland die Klimaziele für 2030 und anschließend 2050 erreichen, sind neue Prozesse in der Industrie unumgänglich. Was auf den ersten Blick nach einer perfekten Methode klingt, hat jedoch noch einen Haken: Das Konzept und vor allem die Massenproduktion von Wasserstoff stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Die Verfügbarkeit von Wasserstoff
Aktuell ist grüner Wasserstoff am Markt ein knappes Gut. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist noch nicht weit genug vorangeschritten, um den Bedarf für die Produktion von grünem Stahl zu decken. Ein Beispiel dafür ist die Salzgitter AG, die laut eigenen Angaben eine Stromleistung von knapp 1700 Megawatt benötigen würde, um die Produktion vollständig zu dekarbonisieren. Zum Vergleich: Eine moderne Windanlage hat eine Leistung von etwa 3 Megawatt. Dass die Umstellung allein durch Verfügbarkeiten von Strom und Wasserstoff deutlich verlangsamt wird, zeigt sich durch solche Beispiele sehr deutlich.
Die Bereitschaft der Unternehmen
Um die Nachhaltigkeit in der Stahlproduktion voranzutreiben, sind nicht nur mehr Strom und Wasserstoff nötig – Unternehmen müssen im ersten Schritt Investitionen tätigen und ihre Hochöfen durch neue Anlagen ersetzen. Diese Umstellung ist kostspielig und aktuell durch den zusätzlich hohen Strompreis für erneuerbare Energien für viele Unternehmen noch zu unattraktiv. An dieser Stelle ist Unterstützung durch den Staat gefragt, die bislang noch auf sich warten lässt.
Die Kosten für den Endverbraucher
Würden Unternehmen umgehend auf die Produktion von grünem Stahl umsteigen, würden gleichzeitig die Kosten für zahlreiche Produkte, sowohl für die Weiterverarbeitung als auch für den Endkunden, deutlich steigen. Die Folge daraus könnte sein, dass Hersteller, die Stahl benötigen, durch die hohen Kosten auf internationale Anbieter umsteigen, die den Stahl wie bisher zu günstigeren Preisen – jedoch nicht klimaneutral – herstellen können. So können die Kosten für den Endverbraucher zwar gehalten werden, das Problem verlagert sich dadurch jedoch auf die Wirtschaft. Auch, um diese Situation zu verhindern, ist staatliche Unterstützung nötig – und ein international einheitliches Vorgehen.
Wie sieht die Personalbranche den Umstieg auf grünen Stahl?
Der Umstieg auf grünen Stahl ist eine große Chance für Unternehmen, mehr Nachhaltigkeit in die Industrie zu bringen. Auch, wenn die Entwicklungen derzeit noch in den Kinderschuhen stecken, ist das Potenzial gegeben. Dieses Potenzial erkennen innovative Unternehmen nach und nach. Die Entwicklung, die sich daraus ergibt, ist der hohe Bedarf an spezialisierten Fachkräften, die neue Verfahren erlernen und anwenden können – sowohl in der Stahlproduktion als auch in anderen Bereichen wie der Entwicklung der Brennstoffzelle für verbrennungsfreies Heizen. Die Suche nach geeignetem Personal, zum Beispiel nach Projektmanagern für die Wasserstofferzeugung oder Qualitätsingenieure für Tests rund um Wasserstoff, die sich schon heute durch den Fachkräftemangel schwierig gestaltet, wird so noch komplexer. Arbeitgeber stehen somit einerseits vor finanziellen und entwicklungstechnischen, andererseits vor personellen Herausforderungen. An dieser Stelle kommen spezialisierte Headhunter ins Spiel, die Unternehmen durch ihr Netzwerk und ihre fachliche Expertise dabei unterstützen können, einen weiteren Schritt in Richtung Innovation und Nachhaltigkeit durch den Einsatz von grünem Stahl zu gehen. Schließlich ist der Klimawandel nicht nur eine industrielle Herausforderung, sondern eine wirtschaftliche und vor allem gesellschaftliche.